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„Dann hältst Du ganz ruhig meine Hand“

Was ist in der Begleitung dementer Schwerkranker anders als in der „normalen“ hospizlichen Hilfe? Das fragen sich gerade auch ehrenamtliche Hospizbegleiter, wenn sie sich einem Menschen zur Seite stehen möchten, der seine geistigen Fähigkeiten verliert. Profitiert haben die Aktiven des Hospizvereins Bonn 2018 von einer Fortbildung, deren Schwerpunkte hier noch einmal vorgestellt werden sollen:

Wie äußert sich Demenz?

Bei dementiell beeinträchtigten Kranken funktionieren sowohl das Gedächtnis als auch das Denkvermögen nicht mehr nach gängigen Maßstäben. Der Orientierungssinn für Zeit und Raum ist gestört. Demente können sich sehr schlecht konzentrieren und ihr seelisches Befinden steuern. Kompromisse einzugehen oder sich zu entscheiden, scheint nicht mehr möglich. Zudem gehen die Alltagskompetenzen verloren.

In welchen drei Stadien verläuft Demenz?

Die Krankheit beginnt meist schleichend. Im ersten Stadium ist das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Zeitlich und örtlich können Kranke sich nicht mehr orientieren, inmitten von Menschenmengen fühlen sie sich unwohl. Sie erleben die Defizite aber noch bewusst und reagieren darauf gekränkt. Im zweiten Stadium können sich die Betroffenen kaum mehr erinnern, sie verwechseln Personen und Namen, vernachlässigen ihre Hygiene und beginnen, inkontinent zu werden. Sie können sich immer schlechter orientieren. Im dritten Stadium sind Gedächtnis und Denkvermögen fast komplett verloren. Sogar Familienangehörige werden nicht mehr erkannt. Selbständig zu essen oder zu trinken, ist nicht mehr möglich. Auch körperliche Funktionen sind beeinträchtigt.

Und was bleibt bei einem Erkrankten?

Der dementiell Erkrankte bleibt feinfühlig für Stimmungen und Gefühle. Er fühlt sich nicht mehr abhängig von Konventionen. Und er hat keine Angst vor dem Morgen.

Welche Bedürfnisse hat der Demente?

Er möchte Hunger und Durst gestillt bekommen. Er will nicht frieren oder schwitzen. Er möchte sich geschützt vor Gefahren fühlen. Er braucht Gelegenheit zum Entspannen und Schlafen. Und er muss eine feste Tages- und Wochenstruktur vorfinden, in denen er seine verbliebenen Alltagsfähigkeiten einsetzen und sich noch bestätigen kann. 

Wie kommuniziert man mit einem dementen Schwerkranken? 

Er fühlt sich am wohlsten mit sich immer wiederholten Ritualen. Er braucht ein Gegenüber, das ihm alles Schritt für Schritt in einfachen kurzen Sätzen und beruhigendem Ton erklärt. Das sollte möglichst auf Augenhöhe und in Blickkontakt geschehen. Störende Umweltgeräusche sollten dabei reduziert werden. Man lasse dem Kranken genügend Zeit zum Reagieren und stelle nur offene, keine „Warum“-Fragen. Niemals streite man mit einem demenziell Betroffenen oder korrigiere ihn. 

Text: Ebba Hagenberg-Miliu

Foto: Hospizverein Bonn, Repro: Ebba Hagenberg-Miliu

Redaktion: Ebba Hagenberg-Miliu

Der Artikel ist erschienen im Magazin „Dialog“ 2/2020 des Hospizvereins Bonn.  Online ist die Zeitschrift hier zu finden: https://www.hospizverein-bonn.de/seminare-kurse-termine/dialog.html

 

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